Denk mal

Ich saß im Zug Richtung Leipzig, um auf halbem Weg dorthin auszusteigen und eines der kontroversesten Denkmäler Deutschlands zu erkunden, das Hermannsdenkmal. Jede Strömung interpretiert(e) es nach eigener Fasson, ich wollte es einfach mal auf mich wirken lassen und war gespannt.

Im Osten ging die Sonne auf, Flo Mega soulte in meinem Ohr, es herrschte feinstes Sommerwetter und der Tag der deutschen Einheit nahte. Seit der W- und EM im Fußball sind nationale Gefühle nicht mehr in Personalunion auch nationalsozialistische. Das ist schön, aber auch mit der Verantwortung verbunden in der Mitte zu bleiben und nicht wieder in das eine oder andere Extrem abzurutschen.

Detmold

Wie dem auch sei. Meine Tour startet in Detmold am Bahnhof, von wo ich ein wenig durch die Stadt geeiert bin, teils, weil ich mir auch die Innenstadt anschauen wollte, aber auch, weil die Beschilderung in Richtung Hermannsdenkmal eher mäßig war.

Zum Glück ist das Brompton ein echter Kommunikationskatalysator (wahrscheinlich mag ich es auch deswegen) und ich fand schnell Mitmenschen, die mir wenigstens versuchten zu helfen. Leider waren sie nicht sehr ortskundig, weshalb sie mich leider auf den sehr steilen Wanderweg lotsten. Da musste ich mit dem Brompton doch teilweise aufgeben, da hier teilweise Untersetzung und ein Mountain Bike notwendig gewesen wäre. Die unten verlinkte Route ist deswegen anders gewählt, als meine!

Hermannsdenkmal

Oben angekommen war ich einer der wenigen Radler, der das eher schlichte Denkmal besichtigte. Und da ist es wieder, das Gefühl, das mir als Deutschem seit der 5. Klasse in jeder erdenklichen Schulstunde von der Kriegskindergeneration der Lehrerschaft eingetrichtert wurde: Alles nationale, alles deutsche, alles wo nur ein Hauch Nazi-Scheiß dranhängt ist des Verdammens würdig. Mich beschleicht das klamme Gefühl, das ich mir mühseelig abtrainiert habe wieder, aber nur ein wenig.

Ich habe auf dem Weg her die Wikipedia-Seite zum Denkmal durchgelesen und war ein wenig vorbereitet. Ein Denkmal, denk mal! Wie die Bibel, Gesetze oder Kunstwerke sind nicht sie ein Stein eines Anstoßes, sondern die Interpretationen der verschiedenen Nutznießergruppen. Wer sich den Artikel einmal durchliest, merkt schnell, wie heterogen die Gruppen bei diesem Denkmal sind.

Mein persönliches Fazit spare ich mir hier, außer der Anmerkung: Reisen bildet und jeder wird beim gleichen Ansinnen sein persönliche Wahrheit finden, denn darum geht es.

Externsteine

Auf der Wikipedia-Seite zum Denkmal las ich von den Externsteinen und dank Handy und OpenCycleMap war der Weg dahin schnell gefunden und auch relativ zügig geradelt. Erinnerungen an die Bastei in Rathen kam nicht nur mir, sondern auch dem älteren Ehepaar, dass neben mir auf dem Aussichtspunkt in die Ferne blickte.

Auch wenn dieser Punkt nicht gänzlich nazifrei ist, hier hatte ich eher das Mittelaltergefühl, dass ich schon damals als kleiner Junge bei der ersten Ritterburg hatte.

Rückweg

Von den Externsteinen aus ist es nur ziemlich kurz bis zum nächsten Bahnhof Horn-Bad Meinberg zu fahren, so dass ich ziemlich schnell wieder im Zug gen Heimat saß. Beim vorhandenen Bahnchaos (ein Selbstmörder wollte sich im Dortmunder Bhf. von einer Brücke stürzen) sah ich ziemlich viele gestrandete Radfahrer mit normalgroßen Rädern, die leider nicht wie ich, in den ICE durften. Zum einen freute mich, dass ich es mit dem Brompton durfte, zum anderen regt mich aber die Einstellung der Bahn zur Mobilität ein wenig auf.

Insgesamt war es ein grandioser Tag, den ich jedem empfehlen kann. Sonne, Geschichte, Bewegung.

Hier die oben versprochene, verbesserte Route bei Bikemap. Distanz: 24,6 km, Höhenmeter: ca. 400 m.

Kylltal- und Moselradweg

Anfahrt

Ostern 2011, der Sommer ist ein wenig früh dran dieses Jahr, aber ich bin der Letzte, der sich darüber beschweren will. Kar-Freitag morgen, 10 Uhr morgens am Bahnhof Köln Messe/Deutz. Wir sind anscheinend nicht die Einzigen mit der Idee in die Eifel zu fahren, denn mit uns warten mindestens 15 andere Radfahrer – mehr oder weniger stark bepackt – auf die Bahn.

Kaum fährt der Zug ein, geht der Kampf um die Plätze los. Die weniger regelmäßig Bahnreisenden fallen durch Hektik und Stress auf, und vor allem durch rücksichtsloses herein drängen. Als es dann geschafft ist, folgt die nächste Herausforderung auf dem Fuße: Die zweite Fuhre Radler am Hauptbahnhof. Ab jetzt blieb der Einlass begehrende dann draußen, oder stapelte auf die anderen Räder.

Nun die Route in Fakten: Wir sind 307 km mit einem Schnitt von 16,7 km/h gefahren.

Kylltalradweg: Dahlem bis Schweich(Trier)

Von Dahlem aus geht es erst einmal größtenteils bergab Richtung Glaadt, wo wir uns leider verfahren, was uns irgendwann dann an der Flussrichtung der Kyll auffällt. Wir fuhren Fluss aufwärts, was leider falsch aber nicht weiter schlimm war. Weiter ging die Reise in richtiger Richtung auf gut ausgebauten Wegen, die größten teils geteert und weit ab von normalen Straßen waren, durch die Eifel.

Kleinere Anstiege waren immer mal dabei, aber nichts wildes, denn das sollte noch kommen. So langsam kamen wir in den Tritt, 20-25 Kilometer fahren und eine Pause machen und öfter die selben Leute treffen. Manchmal fuhren wir auch ein Stück zusammen oder machten eine gemeinsame Pause. So auch mit dem Pärchen aus Köln, wo sie im 6. Monat schwanger fast normal mit uns mit hielt. Auch die eine, wirklich lange und steile Steigung kurz vor Bitburg, die mit 100 Höhenmetern auf einem Kilometer die heftigste der ganzen Fahrt ist.

Leider sah es mit Campingplätzen ein wenig mau aus, so dass wir noch bis ca. 20 Uhr mit leicht schwindender Motivation weiter pedalieren mussten, um schließlich in Schweich einen Platz zu finden. Der Platz ist eher für schlichte Naturen gebaut, ein Däne ließ seine Meinung in der Dusche deutlich und laut heraus: „So ein Scheiß!“

Moselradweg: Schweich(Trier) bis Bullay

Nach einer – dank Ohrstöpseln – erholsamen Nacht, fuhren wir ziemlich zeitig los und hatten so die ersten Moselschleifen fast für uns alleine. Der Morgendunst und die tief stehende Sonne zauberte einmalige Anblicke, die das ein oder andere Ah! und Oh! zur Folge hatten.

Gegen Nachmittag kehrten wir im Deutschherrenhof in Zeltingen-Rachtig zu einem kleinen Mittagessen ein, nicht zu mächtig, damit wir auch noch weiter kommen. Von da an ging es zwar gestärkt, aber mit immer weniger werdendem Elan weiter, bis wir schließlich in Bullay beschlossen, an unserem heutigen Etappenziel angekommen zu sein.

Deswegen lernten wir auch das Pärchen aus Münster kennen, mit denen wir dann auch einen roséfarbenen Abend verbrachten. Sie sahen gespannt meinem Experiment zu, das erste Globetrotter Lunch zuzubereiten. Wenig spektakulär, teuer und lecker, mit leicht mehligem Abgang. Für Wildnistouren ok, aber wenn man nicht zu sehr auf’s letzte Gramm achten muss und sich in besiedelten Gebieten befindet verzichtbar.

Moselradweg: Bullay bis Koblenz

Nach einer wiederrum nur durch die Ohrstöpsel ruhigen Nacht (Campingplatz direkt an der Bahntrasse), fuhren wir auf des Münsteraners Bikemap-Buches Empfehlung hin, auf der rechten Moselseite, anstatt auf der linken. Dadurch sahen wir das grandiose Panorama an der Klosterrunie Stuben, wurden aber im Gegenzug über eine Strecke geführt, die eher für Mountain Bikes geeignet war, als für unsere bepackten Trekking Esel.

Zum Glück wurde der Weg nach ein paar Kilometern besser und wir pedalierten ruhig in Richtung Koblenz. Unsere heutige Etappe war ein wenig kürzer als die vorherigen, weswegen wir uns ein reichhaltiges Mahl in Cochem gönnten und auch gleich ein paar Flaschen Weißwein einpackten.

Nach langer Pause trafen wir durch Zufall wieder auf die Münsteraner, mit denen wir fast bis nach Koblenz weiter fuhren. Sie machten Halt und campierten, wir fuhren den Rest bis Koblenz, um schließlich am Hauptbahnhof müde und zufrieden in den RE nach Köln zu fallen.

Eine schöne und empfehlenswerte Tour, deswegen hier noch mal die Streckenabschnitte bei bikemap:

Alle Fotos gibt es hier: http://fotos.simon-kuehn.de/album/Cycling-Tour_2011_Kyll_and_Mosel.html

Bergiges Land

Am Feiertag der kinderlieben Christen traf ich mich mit Arne, um eine kleine Radtour zu machen. Frank Esch zieht ja leider mit seinem Laden nach Seelscheid, was ja bekanntlich schon bergisches Land ist, und da wollten wir mal vorbeischauen.

Nachdem ich mich durch eine beträchtliche Anzahl von religiösen Prozessanten gekämpft hatte, fuhr ich mit Arne durch den Königsforst und die idyllische Wahner Heide. Wir nahmen nicht die bei Rennradfahrern so favorisierte Panzerstraße, sondern fuhren auf den Wanderwegen quer hindurch, was sehr viel ruhiger und abwechslungsreicher ist. Normalerweise fahre ich immer die Panzerstraße, weil ich schnell vorankommen will, aber dazu hatten wir keine Lust. Cruisen mit dem Reiserad.

Hinter Altenrath fuhren wir, über die Donrather Kreuzung hinweg, hoch nach Breidt, um entspannt auf der Fahrbahn über den Höhenzug zu pedalieren. Parallel zur Zeithstraße führte uns der Radweg zwar nicht auf dem schnellsten, aber schönsten Weg nach Seelscheid, wo wir uns den noch entstehenden Laden von Frank anschauten. (Heute ist Eröffnung!)

Von Seelscheid aus ließen wir uns bergab bis Gutmühle rollen, wo das erste (alkoholfreie) Weizen zur Stärkung fällig war. Die Auszeit ist ein sehr schön gelegenes, kleines Restaurant, wo es sich lohnt vorbei zuschauen. Wieder geht es bergauf (wir sind ja im bergischen) und auf dem Wennerscheid bis Kreuzkapelle, wo man im Sommer auf dem Herrenteich rudern kann.

Über eine Parallelroute zur nicht sehr schön zu fahrenden Wahnbachtalstraße gelangen wir nach Much, wo es mal wieder ordentlich bergan geht. Mit 268m ü.NN. erreichen wir hinter Hevinghausen den höchsten Punkt unserer Route, der uns einen herrlichen Rundumblick verschafft!

Wieder sind wir in Seelscheid, aber auch nur, um mit Schuss in’s Tal zu fahren und die eben verlorenen Höhenmeter durch das Fachwerkörtchen Ingersauel fahrend, wieder bergauf zu kämpfen. So langsam meldet sich der Hunger, wir wollen zurück nach Köln, um unsere wohlverdiente Pizza zu verzehren. Der Weg hält aber noch ein Schmankerl bereit; Diese Aussicht:

Kurz hinter Schönrath liegt einem Köln und seine Bucht zu Füßen. Einfach großartig. Ich stelle mir dann immer vor, wie das vor 100 oder 200 Jahren für die Menschen war, wo es nur den Dom als hohes Gebäude gab. Gänsehaut.

Durch Rösrath und den Königsforst fahren wir wieder nach Köln hinein, die Pizza wartet!

Hier gibt’s die Route bei Bikemap. Zur Statistik: 92km, Schnitt 18km/h, ca. 770hm!

Köln-Kalk – Zons – Leverkusen

Brote? Eingepackt. Wasser? Auch. Decke, Sonnencreme und Kamera? Wir haben alles!
Kurz noch die Reifen ein wenig aufgepumpt und los ging’s. Wir wollten von Köln aus nach Zons am Rhein fahren; ein netter Sonntagsausflug.

Route Köln-Kalk – Zons – Leverkusen-Mitte bei Bikemap

sth72396Von Kalk aus ging es über die Mülheimer Brücke, am Niehler Hafen vorbei Richtung Norden. Quer durch die Fordwerke und durch Merkenich hindurch, fuhren wir über den Deich nach Rheinkassel, wo wir bei Kilometer 16 unserer Tour die erste kleine Rast einlegten. Vorbei an Langel und über den gleichnamigen Damm kamen wir nach Worringen, wo man leider an den etwas stinkenden Bayer-Werken Dormagen vorbei muss. Zu allem Überfluss fährt man hier auf einem Radweg an einer stark befahrenen Straße entlang.

sth72408Kurz hinter dem Bayer-Werk geht es aber zur Entschädigung wieder mitten in die Auto freie Zone, durch Schafe hindurch und mal wieder über den Deich. Wenn man Zons mit seiner Stadtmauer und Windmühle schon im Blick hat, kann man links den Deich hinunterfahren und kommt durch einen kleinen Durchgang mitten in die mittelalterliche Stadt Zons.

sth72403Nach stärkender Rast am Rande der sehenswerten Altstadt setzten wir mit der Autofähre Zons nach Düsseldorf-Urdenbach über, von wo es nun wieder gen Süden ging. Irgendwo zwischendrin haben wir dann direkt am Rhein eine Pause auf der mitgebrachten Decke eingelegt und wenn man die Augen zumachte fühlte zumindest ich mich ein bisschen wie am Meer.

sth72419Das letzte Stück muss man leider oft über Straßen oder an Industriebezirken und Autobahnen vorbei radeln, was bei uns zu einer gewissen Unlust führte. Deswegen stiegen wir dann auch in Leverkusen-Mitte in den RegionalExpress und fuhren eine Station bis Köln-Mülheim zurück.

Alles in allem waren die 50 Kilometer der Tour ein toller Ausflug, den ich jedem ans Herz legen kann. Die Route (mit GPS-Daten) findet ihr hier bei Bikemap: Route Köln-Kalk – Zons – Leverkusen-Mitte