Da ich immer öfter beruflich mit der Bahn unterwegs bin und dann vor Ort auch gerne mit dem Rad mobil sein wollte, stand nach einigem hin- und herüberlegen fest: Ich wollte ein Brompton. Ein was? fragt sich der fahrradunbegeisterte Leser nun. Das Brompton ist das Faltrad schlechthin, es existiert immerhin schon seit 30 Jahren.
Die Entscheidung
Die größten Konkurrenten im Entscheidungsfindungsprozess waren für mich das Birdy von Riese und Müller, ein Strida oder die kleinen Dahons.
Brompton
+ Einfacher und schneller Faltmechanismus
+ klein faltbar
+ StVO konform mit Nabendynamolicht
+ 6 Gänge
+ Fahrverhalten wie bei großen Fahrrädern
o einfach gefedert
o Gepäck nur per Fronttasche oder auf dem Gepäckträger, Taschen an der Seite fallen, wegen den Pedaldrehungen aus.
– teuer (ca. 1200€)
Birdy
+ relativ klein faltbar (knapp über dem Brompton)
+ doppelt gefedert
+ 24 Gänge
o Nabendynamo treibt nur das vordere Licht (nicht StVO-konform)
o komplizierterer Faltmechnismus
– sehr teurer (ab ca. 1700€)
Strida
+ einfacher und schneller Klappmechnismus
+ noch auffälliger als ein Brompton
– kein Dynamolicht erhältlich
– maximal 2 Gänge
– sehr gewöhnungsbedürftiges Fahrverhalten
– teuer (ca. 1200€)
Dahon
+ relativ günstig (ab ca. 600€)
o Nabendynamo treibt nur das vordere Licht (nicht StVO-konform)
o aufwändiger Klappmechnismus
– großes Packmaß
Das sind meine persönlichen Pros und Contras, die mich nach reiflicher Überlegung zu meinem Brompton brachten. Gekauft habe ich es bei Marine Sales, da hier der günstigste Preis aufgerufen wurde und der telefonische Kontakt wirklich super war.
Falten
1. So klein ist es am Anfang; zum Vergleich: Die Räder haben einen Durchmesser von 41 cm (16 Zoll).
2. Lenker ausklappen und Sattel herausziehen.
3. Vorderrad und Hinterrad in einer eleganten Bewegung ausklappen. Vorne rechts seht ihr die dazugehörende Tasche von Ortlieb, in die nicht das Rad hineinkommt, sondern die vorne angeklickt wird.
Erfahrungswerte / Umbauten
Der Lenker (Typ P), den ich gewählt habe, erlaubt eine hohe und tiefe Griffposition, was mir fürs Schnellfahren wichtig erschien. Dafür kann ich nicht mal eben andere Griffe montieren. Genutzt habe ich die Rennradposition noch nicht allzu oft.
Die Beleuchtung war mit einem Front-Halogen-Scheinwerfer und einem – von Brompton selbst entworfenem – LED-Rücklicht nicht so der Kracher. Nach kurzer Zeit war die Standlichtfunktion des Rücklichtes ausgefallen (gebrochene Lötstelle) und das Front-Halogenlicht hat im Vergleich zur LED-Technik an meinem anderen Rad einfach nichts zu melden. Außerdem vermisste ich das Standlicht vorne im Stadtverkehr schon.
Deswegen habe ich vorne ein Busch & Müller Lyt senso plus und hinten einen Busch & Müller TOPLIGHT Line plus montiert, was mit vertretbarem Aufwand schnell erledigt war.
Als Bereifung würde ich auf jeden Fall die Schwalbe Marathon Plus nehmen, auch wenn es von Brompton kevlarverstärkte gibt, die taugen nicht so viel. Nach dem ersten Loch habe ich gewechselt.
Da die Reifen so klein sind, habe ich der passiven Sicherheit halber noch zusätzliche Reflektoren von 3M an den Speichen angebracht, die überdies StVO-konform sind.
Als Fronttasche habe ich den O-Bag von Ortlieb gekauft, da ich von den Ortlieb-Taschen einfach überzeugt bin. Das Ding ist wirklich durchdacht, was beim innendrin anklipsbaren Schlüsselbund anfängt, über den Notebook-Einschub weiter geht und bei den hinten zusätzlich anbringbaren Zusatztaschen aufhört. Die nutze ich, um bei Bedarf Fahrradschloß und/oder Regenzeug einzupacken.
In Parkposition mit angeklickter Tasche
Fahrverhalten
Der Riesenvorteil am Brompton ist, dass es sich fast wie ein normales Fahrrad fährt. Der Radstand ist meinem großen nicht unähnlich, die Bremsen packen kraftvoll zu (auch wenn sie natürlich doppelt so schnell verschleißen) und die Beschleunigung ist dank 6 Gängen sehr beeindruckend. Das Licht geht seit dem Umbau auf den Bumm Lyt automatisch an, wenn es zu dunkel ist und leuchtet die Fahrbahn schön hell aus.
Einziges Manko aktuell ist der nur mit Moosgummi bezogene Lenker, der mir bei längeren Fahrten ein wenig zu unergonomisch ist. Ich bin verwöhnt von den Ergons, die ich am anderen Rad fahre. Aber vielleicht bekomme ich die ja auch an den Lenker dran.
Alltag
Seit das Brompton bei mir im Flur steht fahre ich öfter Rad. So schnell, wie ich das zur Hand und draußen ausgefaltet habe, ist es einfach einfacher es zu benutzen. Egal ob Bus oder Bahn, im Bedarfsfall falte ich es schnell an der Haltestelle zusammen. Dadurch kombiniere ich Rad und ÖPNV ziemlich virtuos und ohne große Anstrengung oder Irritation. Im IC oder ICE kette ich es meist in der Nähe des Eingangs fest und suche mir in Ruhe einen Platz. Einfach einfach.
Was ich natürlich nicht verschweigen will: Mit dem Brompton bin ich schon ein Hingucker. Sei es, dass jemand ein Foto von mir und dem Rad machen will oder die Leute mehr oder weniger hinter vorgehaltener Hand über „das Klapprad“ reden. Meist ist es unverholene Freude, über „das tolle Fahrrad“, die mir entgegen- oder hinterhergerufen wird. Wobei die Kinder es am ehesten lustig finden, dass ich als Erwachsener noch auf einem „Kinderrad“ unterwegs bin.
Fazit
Ich mag mein Brompton :-)